Kennt ihr das: Ihr droppt irgendwo, dass ihr Bauchtanz macht – und die erste Reaktion ist: „Ui, tanz mal was vor!“ Es scheint zum Stereotyp der westlichen Welt zu gehören, dass unser Bauchtanz vorranging und an allererster Stelle den anderen zu Showzwecken gehört, und gar nicht uns selbst. Jedenfalls fordert mich nie jemand auf, mal ein bisschen Ballett zu zeigen, wenn ich erzähle, dass ich seit 2005 Ballettschülerin bin.

Neuerdings liebe ich es, meinen Bauchtanzstunden ein Fokusthema voranzustellen. Denn Bauchtanz ist halt nicht nur Schleier, Shimmies und Pailletten. Bauchtanz ist nicht nur Nabelshow, Bling-Bling und Diamantendiadem.

Bämm. Mein Bauchtanz findet nach vielen, vielen Jahren hartem Fokus auf unsere Showwirkung auf jeden Fall nicht mehr nur im Außen statt. Sondern viel öfter auch in mir drin. Wenn ich die Augen schließe, dann gehört meine Bewegung ganz mir. Im April habe ich meinen Bauchtanzmädels deshalb „Hingabe“ als Fokus für unsere erste Kursstunde vorgeschlagen.

Hingabe … Oh Män, was für ein selbstwirksames, reiches Wort! Es beschenkt uns. Mit Hingabe zu tanzen heißt, dass wir jetzt schon genug sind. Wir müssen gar nichts mehr werden. Wir dürfen unsere Bewegung jetzt gleich genießen, ohne sie bewerten zu müssen oder gar von anderen bewerten lassen zu müssen. Wir dürfen nicht erst in einer weit vor uns liegenden Zukunft zufrieden mit uns sein, sondern dürfen das individuelle Spektrum unserer Bewegung und Beweglichkeit jetzt sofort wertschätzen.

Beim Drübernachdenken ist mir zu „Hingabe“ dann auch noch das arabische Wort „Tarab“ eingefallen. Tarab bedeutet – so wie ich es verstehe – die Verzückung, die man zum Beispiel beim Hören von Musik empfinden kann. Ihr wisst schon, so diese eine Stelle in einem Musikstück, von der man nicht genug bekommt. Eine tolle Kadenzauflösung, wenn eine Harmonie in eine andere übergeht. Wenn sich mitten im Stück Rhythmus oder Takt ändern und eine neue Phase in dem Musikstück beginnt. Wenn eine Textstelle so ganz besonders lyrisch und schön ist. Für meine Begriffe können wir dieses Tarab auch beim Tanzen verspüren. Und zwar dann, wenn wir die Augen schließen, in die Musik eintauchen und uns (genau!) dem Moment hingeben.

Trainieren wir, Bewegung auch dann und besonders dann als perfekt gelten zu lassen, wenn sie nur uns selbst genügt. Hingabe führt uns genau dort hin.

_____

➡️ Hier findet ihr alle meine Bauchtanz-Kurse online oder in Präsenz in Rosenheim. Ich freu mich mega auf euch!

____