Hey! Warum tanzen wir eigentlich nicht unser Leben?
Hurra, wir tanzen wieder. Nach fast zwei Jahren Tanzpause läuft seit dem 3. Mai 2022 unser erster ernstzunehmender, zehnstündiger Bauchtanzkurs.
Beim Vorbereiten des Kurses kamen mir einige Fragen in den Sinn, die ich meinen Bauchtanzmädels dann auch gleich gestellt habe. Ich wollte von ihnen wissen, was „tanzen“ für sie eigentlich genau bedeutet. Wo Tanz in ihrem Leben beginnt, wo er wieder aufhört. Wann aus ihren Körperbewegungen eine Tanzbewegung wird … und wie und warum.
Tanzerlaubnisflächen
Denn meiner Beobachtung nach findet Tanzen in unseren Gefilden am liebsten in strikt dafür vorgesehenen Kästchen statt.
- Auf der Tanzfläche.
- Auf der Bühne.
- Zwischen 19 Uhr und 20:30 Uhr.
- Am Samstag in der Fußgängerzone, wo Passant:innen mit ihren Körpern die Tanzerlaubniszone für Breakdancer definieren.
- Im Tanzsaal.
Auf „Tanzerlaubnisflächen“.
Natürlich wissen wir, dass das nicht überall auf der Welt so ist. Wir waren ja auch mal in Spanien oder in Griechenland! Die Verhandlung, wo und wann getanzt werden darf, führen wir trotzdem nie mit unserer eigenen Lebensfreude. Sondern gegen ziemlich enge Kulturvorstellungen. Zwei Meter neben solchen Tanzerlaubnisflächen zu tanzen ist bei uns ja schon wieder Punk. 🧑🏽🎤
Man muss da also schon korrrrrrrekt drauf stehen, auf den Tanzerlaubnisflächen, um tanzen zu dürfen. Morgens um halb sechs im Bad – oder bei einer Performance nicht auf der Bühne, sondern ausbrecherisch mitten im Publikum zu tanzen, wirkt angesichts unserer wirkmächtigen Glaubenssätze revolutionär.
Ach ja: Und warum überhaupt interpretieren wir ein und dieselbe Körperbewegung im Functional Training als „Übung“ und im tänzerischen Rahmen als performative „Figur“?
Apropos Revolution
Letztlich liegt es an uns, ob wir unser Leben technisch absolvieren oder es intensiv tanzen wollen. Lasst uns unsere Phantasie zum „Tanzen“ in den kommenden Wochen einfach mal ein bisschen triggern. Meine Mini-Challenge: Sobald ihr dienstagabends euer Haus Richtung Bauchtanz verlasst, beginnt ihr, Tanzmagic in eure Bewegungen zu bringen. Damit hört ihr erst wieder auf, wenn ihr heimkommt … oder vielleicht auch nie mehr. Tanzt, wann immer ihr Lust drauf habt. Tanzt, wo immer ihr Lust drauf habt. Bewegt euch würdevoll, wild oder weird von der Küche zum Sofa.
Das Leben tanzen!
Bestimmen wir halt einfach die ganze Welt zur Tanzerlaubnisfläche. Tanzen wir unser Leben.
Fünf Pro-Tipps zum Starten
- Sich von Anna Halprin (danke, Ulrike!) auf YouTube inspirieren lassen und sich so bald wie möglich Zeit für die Doku Breath made Visible nehmen.
- Beim Gehen durch den Alltag ab und zu mal die Füße auf einer gedachten Linie setzen. Level 2: Zehenspitzen strecken.
- Täglich mindestens einmal dran denken, das Brustbein zu heben und den Rücken folgen zu lassen.
- Einmal am Tag den Blick wie über ein Publikum gleiten lassen.
- Tiefe Yogaatmung.